Glossar Ökologie
– Abiotische Umweltfaktoren –
RGT-Regel: Reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-Regel, die besagt, dass chemische Reaktionen bei einer Temperaturerhöhung von etwa 10 °C doppelt so schnell oder noch schneller ablaufen.
physiologisches Optimum: Bedingungen, unter denen sich die Individuen einer Art besonders gut entwickeln.
Toleranzbereich: Bereich des physiologischen Optimums und der Bedingungen an einem Minimum oder Maximum, unter denen ein betreffender Organismus gerade noch leben kann.
stenotherme Arten: Arten, die unter sehr speziellen, engen Temperaturbedingungen leben.
eurytherme Arten: Arten, die in einem weiten Temperaturbereich existieren können.
poikilotherme Tiere: wechselwarme Tiere, in deren Körper ungefähr dieselbe Temperatur herrscht wie in ihrer Umwelt.
homoiotherme Tiere: gleichwarme Tiere, die unter Nutzung von Energie ihre Körpertemperatur auf einem nahezu konstanten Niveau halten.
Bergmann’sche Regel: Beziehung zwischen der Körpergröße homoiothermer Tiere und der Temperatur. Unter warmen Bedingungen lebende Tiere können kleiner sein als solche, die im kalten Klima leben.
Allen‘sche Regel: Die Länge der Körperanhänge wie Nase oder Ohren nimmt bei manchen homoiothermen Tieren mit dem geografischen Breitengrad ab. Unter kalten Bedingungen wird so die Abgabe an Wärme durch das Tier möglichst gering gehalten.
Höhenstufen der Vegetation: An den Hängen von Bergen gibt es in Abhängigkeit von der Meereshöhe und vom Klima eine unterschiedliche Zusammensetzung der Vegetation.
Transpiration: energieabhängige Abgabe von Wasser durch Organismen. Sie muss von der Verdunstung unterschieden werden.
fotosynthetisch aktive Strahlung: von den Blattpigmenten fotosynthetisch nutzbarer Wellenlängenbereich von 380 bis 710 nm.
Licht- und Schattenpflanzen: Pflanzen, die vor allem durch ihre Blattanatomie an Licht (kleine oder zerteilte Blätter, dicke Cuticula) beziehungsweise Schatten (große, dunkelgrüne Blätter) angepasst sind.
Fototropismus: Wendung von Pflanzenorganen in Richtung des Lichts oder des Schattens.
Fotoperiodismus: tages- oder jahreszeitlicher Wandel an Aktivitäten in Abhängigkeit von der Länge heller und dunkler Perioden.
Saisondimorphismus: unterschiedliches Aussehen bestimmter Organismen zu verschiedenen Jahreszeiten.
circadianer Rhythmus: Abhängigkeit der Aktivität von Lebenwesen von der Tageszeit. Er benötigt das Sonnenlicht als Taktgeber.
Angepasstheit: Lebewesen müssen eine bestimmte Angepasstheit aufweisen, um in einem Lebensraum leben zu können. Die Angepasstheit kann anatomisch, physiologisch oder verhaltensgesteuert sein. Bei Angepasstheit handelt es sich nicht um einen abgeschlossenen Vorgang, sondern es kommt zu einem „Angepasstwerden“, einer ständigen Optimierung der Angepasstheit.
Osmoregulation: Regulierung der Ionengehalte in den Zellen eines Organismus, sodass nicht zu viel oder zu wenig Wasser in diese Zellen einströmt.
Hydrophyten: Wasserpflanzen, ganz oder teil- weise untergetaucht.
Hygrophyten: Pflanzen feuchter Standorte, die aber nicht im Wasser wachsen.
Xerophyten: durch eine dicke Cuticula, wassereffiziente Stoffwechselwege oder wasserspeichernde Gewebe an Trockenheit angepasste Pflanzenarten.
Halophyten: Pflanzen salzhaltiger Standorte.
– Biotische Umweltfaktoren –
Population: eine Fortpflanzungsgemeinschaft der gleichen Art, die zur gleichen Zeit am gleichen Ort lebt.
Umweltkapazität: maximale Anzahl an Individuen einer Art, die in einem Lebensraum dauerhaft leben kann.
exponentielles Wachstum: Verdopplung der Populationsgröße in gleichen Zeitintervallen.
logistisches Wachstum: Wachstum einer Population im Rahmen der Umweltkapazität.
r-Strategen: Arten von Lebewesen mit hoher Vermehrungsrate.
K-Strategen: Arten von Lebewesen mit geringer Vermehrungsrate.
intraspezifische Konkurrenz: Konkurrenz zwischen Organismen derselben Art.
interspezifische Konkurrenz: Konkurrenz zwischen Organismen verschiedener Arten.
Territorialität: Aufteilung des Lebensraums für mehrere Individuen in Reviere.
Konkurrenzausschlussprinzip: Arten mit identischen ökologischen Ansprüchen können nicht nebeneinander leben.
physiologische und ökologische Potenz: Die physiologische Potenz gibt an, an welchen Orten eine Art vorkommen kann, wenn keine Konkurrenz zu anderen Arten besteht. Die ökologische Potenz engt das Vorkommen einer Art auf Orte ein, an denen sie Konkurrenten überlegen ist.
Koexistenz: Arten mit unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen können an identischen Orten nebeneinander leben.
ökologische Nische: Gesamtheit aller Umweltbedingungen, die das Leben von Organismen bestimmen.
Produzenten: Organismen, die aus einfachen anorganischen Bestandteilen komplexe organische Substanz aufbauen können. Zu ihnen gehören die meisten Pflanzen.
Konsumenten: Organismen, die organische Substanz aufnehmen müssen und sie zu ihrer eigenen Körpersubstanz umbauen. Dabei bauen sie ferner organische Stoffe zu niedermolekularer, anorganischer Substanz ab. Sie sind daher nicht, wie man früher meinte, klar von Destruenten zu trennen.
Destruenten: Organismen, die komplexe organische Substanz zu niedermolekularer, anorganischer Substanz abbauen. Sie nehmen aber auch organische Substanz auf, um damit ihre eigenen Körper aufzubauen.
Trophiestufen: Aufeinanderfolge von Pflanzen als Produzenten und pflanzenfressenden sowie fleischfressenden Tieren als Konsumenten. Es kann mehrere Trophiestufen von Fleischfressern geben.
Nahrungskette: Modellvorstellung, die davon ausgeht, dass Pflanzen von Pflanzenfressern als Primärkonsumenten gefressen werden, die zur Beute von Fleischfressern als Sekundärkonsumenten werden, die wiederum von anderen Fleischfressern erbeutet werden können.
Nahrungsnetz: Modellvorstellung, die berücksichtigt, dass es in jeder Trophiestufe nicht nur eine Art gibt, sondern zahlreiche Arten.
ökologische Pyramide: Veranschaulichung von Trophiestufen. Entlang der Nahrungskette nimmt die Größe der Organismen zu, während deren Anzahl sich verringert. Auch die Biomasse nimmt von Trophiestufe zu Trophiestufe ab.
Biomasseproduktion: Zugewinn oder Ertrag von organischer Substanz pro Flächeneinheit und Zeitraum.
Bioakkumulation: zunehmende Ansammlung von nicht abbaubaren Schadstoffen entlang von Nahrungsketten.
Räuber-Beute-Beziehung: gegenseitige Beeinflussung der Populationsgrößen von Räubern und Beutetieren. Vermehren sich Beutetiere, steht viel Nahrung für Räuber zur Verfügung. Dadurch vermehren sich die Räuber und dezimieren die Beutetiere stark, sodass es wieder weniger Nahrung für Räuber gibt und deren Anzahl abnimmt.
Gradation: Massenvermehrung einer Population und deren anschließender Zusammenbruch, der sich auch auf die Populationsgröße der Räuber auswirkt.
Symbiose: Zusammenleben von Organismen mehrerer Arten, die voneinander profitieren.
Endosymbiose: Leben von Organismen einer Art im Körper von Organismen einer anderen Art zu beiderlei Nutzen.
Wurzelknöllchen: Auswüchse an den Wurzeln bestimmter Pflanzenarten, in denen Bakterien elementaren Stickstoff aus der Atmosphäre binden und für die Pflanze verfügbar machen.
Flechte: Symbiose von Pilzen und Algen, bei der die Symbiosepartner nicht mehr allein leben können.
Mykorrhiza: Symbiose zwischen höheren Blütenpflanzen und Pilzen, bei der Pilze Wasser und Mineralstoffe an die Pflanze abgeben und die Pflanze organische Substanz an den Pilz abgibt.
Ektosymbiose: Symbiose, bei der beide Partner außerhalb des Organismus des anderen leben.
Parasitismus: einseitige Nutzung von Lebewesen der einen Art durch eine andere Art. Der Wirt hat dadurch einen Nachteil.
Kommensalismus: Zusammenleben von Arten, bei der die eine Art profitiert und die andere nicht geschädigt wird.
Wirtswechsel: Manche Parasiten durchlaufen den ersten Teil ihres Lebenszyklus in der einen Tierart, dem Wirt, und den restlichen Teil in einer anderen Tierart. Man kann zwischen Hauptwirten und Nebenwirten unterscheiden.
– Ausgewählte Ökosysteme –
Waldbinnenklima: besondere Form eines lokal ausgeglichenen Klimas innerhalb eines Waldes durch geringe Mengen an Sonnenlicht in seinem Inneren.
Bodenhorizonte: übereinanderliegende Schichten eines Bodens.
Bodenbildung: Im Boden ablaufende Prozesse wie Bildung von Humus, Verwitterung von Gestein oder Versauerung führen zur Bodenbildung.
Edaphon: Gesamtheit an Organismen, die im Boden lebt.
Humus: beim Abbau organischer Substanz im Boden entstehende Substanz.
Schichtenaufbau des Waldes: vertikale Einteilung des Waldes in eine erste und zweite Baumschicht, eine Strauchschicht, eine Krautschicht und eine Moosschicht.
Frühjahrsgeophyten: Kräuter, die sich im Frühjahr rasch entwickeln, wenn die Bäume noch nicht belaubt sind und große Lichtmengen an den Waldboden gelangen.
Pionierpflanzen: Pflanzen, die sich sehr schnell nach der Veränderung eines Standorts ausbreiten können und dann wieder verschwinden. Sie stehen am Anfang einer Sukzession.
Sukzession: gesetzmäßig auftretende Abfolge von Pflanzengemeinschaften an einem Standort, etwa von einem Pionierstadium zu einem geschlossenen Wald.
Mosaikzyklus: Modell, das die Entwicklung eines Waldes beschreibt. An einzelnen Stellen fallen alte Bäume um, wodurch Lichtungen mit jungen Bäumen entstehen. Es gibt also ein Mosaik mit Bereichen von verschieden alten Pflanzen. Diese entwickeln sich in einem Zyklus, der aus Wachstum und Absterben besteht.
Schichtung eines Sees: Verschieden warme Wasserschichten in einem See, die übereinanderliegen und sich nicht mischen.
Zirkulation: Durchmischung von Wasser eines Sees, die nur bei annährend gleicher Temperatur des gesamten Wassers möglich ist.
Stagnation: Schichtung von verschiedenen Wassermassen in einem See, die unterschiedliche Temperaturen aufweisen und sich daher nicht oder nur unvollständig mischen.
Kompensationstiefe: Übergang von den oberen Seeschichten mit überwiegender Produktion zu den tieferen Seeschichten, in denen die Produktion aufgrund geringer Lichteinstrahlung abnimmt.
Plankton: Kleinstlebewesen, die im Wasser schweben und sich nicht gegen die Strömung bewegen können.
Litoral: Uferbereich eines Sees oder des Meeres, in dem es zu einer charakteristischen Zonierung von Pflanzen in Abhängigkeit von der Wasserbedeckung und der Mineralstoffversorgung kommt.
Algenblüte: Massenvermehrung von Algen, vor allem im Frühjahr, wenn zahlreiche Mineralstoffe durch die Zirkulation in Bewegung gesetzt werden und sich das Wasser stark erwärmt. Beim Absterben der Algen wird sehr viel Sauerstoff verbraucht. Es kann zu einem Fischsterben kommen.
Trophie eines Gewässers: Mineralstoffgehalt eines Gewässers, zum Beispiel eines Sees. Mineralstoffarme Seen sind oligotroph, Seen mit einem mittleren Mineralstoffgehalt sind mesotroph und mineralstoffreiche Seen sind eutroph.
Saprobie: Intensität des Abbaus organischer Substanz in einem Fließgewässer, ein wichtiges Maß für die Gewässergüte.
– Weltbevölkerung und Nachhaltigkeit –
Kohlenstoffkreislauf: Kohlenstoff wird durch Fotosynthese in organische Substanz eingebaut und durch Atmung oder Verbrennung wieder abgebaut, der in die Atmosphäre gelangt, aber auch für erneute Produktion pflanzlicher Substanz zur Verfügung steht. Bei langfristigen Formen des Kohlenstoffkreislaufs wird pflanzliche Biomasse aufgebaut, die anschließend in Humus, Torf, Kohle oder Erdöl in teilweise abgebauter Form lange erhalten bleiben kann.
Stickstoffkreislauf: Atmosphärischer Stickstoff wird über stickstofffixierende Bakterien für Pflanzen verfügbar gemacht, die ihn in körpereigene Stoffe einbauen. Tiere nehmen Stickstoffverbindungen aus pflanzlicher Nahrung auf. Der von Tieren ausgeschiedene Stickstoff wird von Bakterien abgebaut und steht den Pflanzen wie- der zur Verfügung.
Ressourcennutzung des Menschen: Menschen nutzen auf sehr verschiedene Weise Ressourcen: als Jäger und Sammler, als Bauern, durch Nutzung von Holz als wichtigstem Energieträger, durch Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas oder durch regenerative Energieträger wie nachwachsende Rohstoffe, Wasser- und Windkraft.
ökologischer Fußabdruck: Fläche auf der Erde, die gebraucht wird, um alle Ressourcen für die Versorgung der Menschheit bereitzustellen, einschließlich der Fläche für die Aufnahme von Abfällen und Emissionen.
nachhaltige Entwicklung: ursprünglich aus der Waldbewirtschaftung stammendes Konzept, nach dem in einem Wald niemals mehr Holz entnommen werden darf, als zur gleichen Zeit nachwächst. Heute versteht man darunter die Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne dabei die Lebensmöglichkeiten künftiger Generationen zu beeinträchtigen. Sie hat ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen.
Gewässerstrukturgüte: zeigt die ökologische Funktionsfähigkeit eines Fließgewässers an.
Treibhauseffekt: Erwärmung der unteren Schichten der Atmosphäre durch langwellige Infrarotstrahlen.
Treibhausgase: Gruppe von Gasen wie Kohlenstoffdioxid oder Methan, die eine Abstrahlung von Wärme verhindern und damit zu einer Erwärmung der erdnahen Atmosphäre führen.
Klimavariabilität: Das Klima ist nicht konstant. Es kann im Lauf der Zeit aus verschiedenen Gründen zu Phasen der Erwärmung und der Abkühlung kommen. Seit der Industrialisierung wird eine Erwärmung des Klimas beobachtet, die mutmaßlich mit der Menge an Emissionen von Treibhausgasen durch den Menschen ausgelöst wird.
Klimaschutz: Maßnahmen, die die anthropogene Erderwärmung begrenzen und Folgeerscheinungen der globalen Erderwärmung abmildern sollen.
Habitat: Lebensraum. Der Begriff wird vor allem bei der Charakterisierung von Lebensräumen der Tiere verwendet.
Biozönose: Lebensgemeinschaft aller Arten in einem Lebensraum.
Biodiversität: Vielfalt des Lebens bezogen auf Individuen, Arten und Lebensräume.
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