Bio 5. Evolution Glossar

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Bio 5. Evolution Glossar

Glossar Evolution

 

– Belege für die Evolution –

Fossilien: erhaltene Reste oder Spuren von Lebewesen vergangener Erdzeitalter.

Fossilisation: Prozess der Fossilbildung.

Biostratigrafie: relative Altersbestimmung der Gesteinsschichten anhand der darin enthalte- nen Leitfossilien.

Leitfossilien: Fossilien, die nur in geologischen Schichten eines bestimmten Alters vorkommen und sich daher zu deren Datierung eignen.

absolute Altersbestimmung: Datierung einer Gesteinsschicht durch Messung des radioaktiven Zerfalls.

Stammgruppenvertreter: eine Art mit Merkmalen verschiedener systematischer Gruppen, die für die evolutionäre Entstehung eines neuen Gestalttypus steht. Synonym für Mosaikform.

lebendes Fossil: rezente Art, die sich über Jahrmillionen nur wenig verändert hat.

Homologie: Strukturen unterschiedlicher Funktion, die auf einem gemeinsamen Bauplan und einer gemeinsamen genetischen Information basieren.

Parallelismus (auch: Homoiologie): parallele Entwicklung ähnlicher Strukturen aus einer gemeinsamen Abstammung hervorgegangener Organe.

Konvergenz: Entwicklung ähnlicher analoger Strukturen bei systematisch nicht näher verwandten Arten.

analoge Organe: durch Konvergenz entstandene funktionale Ähnlichkeiten. Sie sind kein Beleg für eine gemeinsame Abstammung.

Stammbäume: Modelle evolutionärer Verwandtschaftsbeziehungen. Sie können durch Belege gesichert sein oder hypothetischen Charakter haben.

molekularbiologische Stammbäume: basieren auf Analysen der DNA- oder der Aminosäuresequenzen und erlauben eine quantitative Darstellung evolutionärer Verwandtschaft.

Prinzip der einfachsten Erklärung: Ein hypothetischer Stammbaum wird als umso wahrscheinlicher eingestuft, je geringer die Anzahl der angenommenen evolutionären Ereignisse ist.

Genduplikation: Verdoppelung genetischer Information.

Genfamilie: Gruppen von Genen mit einer überdurchschnittlich hohen Ähnlichkeit in der Abfolge der Nucleotidsequenzen.

homologe Gene: bei verschiedenen Arten vorliegende Gene, die auf ein Gen eines gemeinsamen Vorfahren zurückgehen.

Genstammbaum: Darstellung von Verwandtschaftsbeziehungen auf der Grundlage mutationsbedingter Unterschiede in der Nucleotidsequenz.

Evolutionsrate: Anzahl der ausgetauschten Aminosäuren je Zeiteinheit.

molekulare Uhr: Methode der Altersbestimmung aufgrund von Sequenzabweichungen unter der Annahme konstanter Mutationsraten.

Paläoproteomik: Bestimmung des Verwandtschaftsgrads ausgestorbener Arten auf der Basis der Untersuchung von Proteinresten.

DNA-Sequenzierung: Bestimmung der Basensequenz eines DNA-Moleküls.

 

– Evolutionsmechanismen –

intraspezifische Variabilität: ungerichtete Vielfalt von Phänotypen in einer Population durch Merkmalsvariation beim Übergang von Generation zu Generation.

Angepasstheit: bestimmte Merkmalsausprägung aufgrund der gegebenen Umweltfaktoren. Besser angepasste Individuen haben einen höheren Fortpflanzungserfolg.

natürliche Selektion: Auslese von Lebewesen einer Population aufgrund individueller Unterschiede in Überlebenschance und Fortpflanzungserfolg.

Selektionsdruck: Umwelteinflüsse, die den Fortpflanzungserfolg begrenzen. Angepasste Lebewesen haben einen Selektionsvorteil und somit einen größeren Fortpflanzungserfolg.

reproduktive Fitness: Anzahl der fortpflanzungsfähigen Nachkommen eines Individuums als Maß für dessen evolutionären Erfolg.

transformierende Selektion: Selektionsform, bei der die Ausprägung eines Merkmals in Richtung einer anderen Ausprägung desselben Merkmals verändert wird. Diese neue Ausprägung bietet Lebewesen einen Selektionsvorteil.

disruptive Selektion: Selektionsform, die dazu führt, dass ein Merkmal bei den Lebewesen einer Population in mehreren Ausprägungen vorkommt, die nebeneinander bestehen können.

stabilisierende Selektion: Selektionsform, bei der sich die Ausprägung eines Merkmals durchsetzt, die den Lebewesen in einer Population gegenüber anderen Ausprägungen desselben Merkmals einen Selektionsvorteil bietet.

sexuelle Selektion: Auslese von Lebewesen einer Population aufgrund von Merkmalsausprägungen, die zu einem erhöhten Fortpflanzungserfolg führen. Weibchen bevorzugen häufig Männchen mit besonders auffälligen Merkmalen, die eine besondere genetische Ausstattung und eine gute gesundheitliche Verfassung signalisieren.

Gradualismus: stufenweise Entwicklung von Angepasstheiten an sich ändernde Umweltfaktoren über viele Generationen.

Koevolution: evolutionärer Vorgang, der zu einer wechselseitigen Angepasstheit zweier voneinander abhängiger Arten führt.

Population: Zusammenleben mehrerer Individuen einer Art in einer Fortpflanzungsgemeinschaft zur gleichen Zeit in einem begrenzten Gebiet.

Allelfrequenz: Häufigkeit eines Allels in einem Genpool.

interchromosomale Rekombination: Sie führt zu einer großen Vielfalt an Merkmalskombinationen und ist die Hauptursache für genetische Variabilität.

Gendrift: Veränderung der Allelfrequenz in einer Population durch äußere Zufallsereignisse.

Genpool: Gesamtheit der genetischen Information aller Individuen einer Population.

Gründereffekt: Form der genetischen Drift, bei der eine kleine Gründerpopulation einen Lebensraum neu besiedelt und sich unter neuen Umweltbedingungen entwickelt.

Flaschenhalseffekt: Form der genetischen Drift, bei der drastische Umwelteinflüsse zu einer starken Dezimierung einer Population führen.

morphologisches Artkonzept: Eine Art ist eine Lebensform, die sich äußerlich deutlich von anderen Lebewesen unterscheidet.

biologisches Artkonzept: Alle Lebewesen, die sich untereinander fortpflanzen und fruchtbare Nachkommen hervorbringen können, gehören zu einer Art.

phylogenetisches Artkonzept: Eine Art ist eine Abstammungsgemeinschaft von Populationen in einer evolutionären Zeitspanne.

allopatrische Artbildung: Form der Artbildung, bei der sich eine Population durch die geografische Trennung von ihrer Ausgangsart zu einer neuen Art entwickelt.

peripatrische Artbildung: Sonderform der allopatrischen Artbildung, bei der sich eine sehr kleine Population außerhalb des bisherigen Verbreitungsgebiets der Ausgangsart ansiedelt und sich zu einer neuen Art entwickelt.

sympatrische Artbildung: Form der Artbildung, bei der eine kleine Population ohne geografische Trennung von ihrer Ausgangsart eine neue Art bildet. Es kommt zu einer Artspaltung an einem Ort.

adaptive Radiation: Auffächerung einer wenig spezialisierten Art in viele Arten durch Entwicklung von Angepasstheiten an die Umgebungsbedingungen und durch die Ausbildung ökologischer Nischen.

Isolation: Trennung der Genpools zweier Arten durch Isolationsmechanismen.

Isolationsmechanismus: Mechanismus, der die Entstehung von fruchtbaren Mischformen aus verschiedenen Arten verhindert. Dies kann durch geografische, ethologische, mechanische, zeitliche, ökologische oder genetische Isolation erreicht werden. Synonym werden die Begriffe Artschranke und Fortpflanzungsbarriere verwendet.

präzygotischer Isolationsmechanismus: Mechanismus, der die Entstehung einer befruchteten Eizelle verhindert.

postzygotischer Isolationsmechanismus: Mechanismus, der das Überleben der sich entwickelnden Zygote verhindert, die Lebensfähigkeit des entstandenen Hybriden verringert oder die Unfruchtbarkeit der Mischform bewirkt.

 

– Evolutionstheorien –

Urzeugung: Annahme, dass Lebewesen spontan aus unbelebter Materie entstehen.

Konstanz der Arten: Vorstellung, die auf der biblischen Schöpfungslehre beruht.

natürliche Selektion: Ursache für den allmählichen Wandel der Organsimen nach der Evolutionstheorie DARWINs.

Synthetische Theorie der Evolution: Evolutionstheorie, die auf dem Kernkonzept von DARWIN aufbaut und neue Forschungsergebnisse aus der Biogeografie, Paläontologie, Entwicklungsbiologie, Zellbiologie und Genetik integriert.

Mosaikformen: Fossilien, die eine Kombination von Merkmalen verschiedener systematischer Gruppen aufweisen.

biogenetische Grundregel: Während der Embryonalentwicklung einer Art werden Entwicklungsstadien ihrer Stammesentwicklung wiederholt.

Rudimente: zurückgebildete Organe, die bei den Vorfahren noch funktionsfähig waren, heute aber funktionslos sind.

Atavismen: Merkmale, die erneut auftreten, nachdem sie evolutionär zurückgebildet waren, und bei anderen derselben Art nicht mehr auftreten.

Kreationismus: Christlich-fundamentalistische Strömung, die nur die biblische Schöpfungserzählung als Erklärung für die Entstehung der Lebewesen zulässt und die wissenschaftliche Evolutionstheorie ablehnt.

 

– Evolution und Verhalten –

Tarntracht und Warntracht: sichtbares Erscheinungsbild von Lebewesen, das der Tarnung beziehungsweise der Warnung dient.

Mimese: Tiere ähneln in Gestalt, Färbung und auch Haltung ihrer Umgebung.

Scheinwarntracht: Färbung oder Muster ungefährlicher Tiere, die der Warntracht wehrhafter Tiere ähnlich ist.

Mimikry: Form der Ähnlichkeit zweier Arten, die es einer dritten Art unmöglich macht, die beiden Arten zu unterscheiden.

Bates’sche Mimikry: ungefährliche Tiere sehen gefährlich oder giftig aus.

Peckham’sche Mimikry: Täuschung der Beute durch einen Räuber.

Verdünnungseffekt: Das Risiko, Opfer eines Beutegreifers zu werden, sinkt mit der Zunahme der Gruppengröße eines Schwarms oder einer Herde.

Altruismus: Verhalten zwischen zwei Lebewesen einer Art, bei der ein Spender einem Empfänger uneigennützig hilft.

Verwandtenselektion: Unterstützung naher Verwandter bei Verzicht auf eigene Fortpflanzung.

Tragekapazität: Faktoren wie die Nahrungsknappheit begrenzen das Wachstum einer Population in einem Lebensraum.

r-Strategie: Arten, die eine hohe Reproduktionsrate haben, erzeugen besonders viele Nachkommen. Sie können einen neuen Lebensraum schnell besiedeln.

K-Strategie: Arten, die eine geringe Anzahl an Nachkommen haben, erhöhen die Chancen für den Nachwuchs durch hohen elterlichen Aufwand.

indirekte Fitness: Ältere Geschwister beteiligen sich an der Aufzucht weiterer Jungtiere und tragen dazu bei, das Überleben der Verwandten zu sichern.

proximate Ursachen: die unmittelbaren Ursachen von Verhalten wie hormonelle oder neuronale Mechanismen sowie entwicklungsbedingte Ursachen für Lernen.

ultimate Ursachen: evolutionsbedingte Ursachen von Verhalten.

Ethogramm: Beschreibung aller artspezifischen Verhaltensweisen.

Instinkt: angeborenes, stereotyp ablaufendes Verhaltensmuster.

Behaviorismus: Zweig der Verhaltensforschung, der davon ausgeht, dass Verhalten auf erlernte Reiz-Reaktions-Schemata zurückzuführen ist.

klassische Konditionierung: einfacher Lernvorgang, bei dem ein angeborener Reflex mit einem neutralen Reiz gekoppelt wird.

operante Konditionierung: einfacher Lernvorgang durch Strafe oder Belohnung.

klassische Ethologie: Zweig der Verhaltensforschung, bei dem insbesondere angeborene Verhaltensweisen untersucht werden.

Verhaltensökologie: Richtung der Verhaltensforschung, bei der das Verhalten vor dem Hintergrund ökologischer Rahmenbedingungen und des Über- lebenswertes für das Individuum betrachtet wird.

 

– Evolution des Menschen –

Primaten: Ordnung der Säugetiere, die auch als Herrentiere bezeichnet wird. Man unterscheidet zwei Unterordnungen: die Halbaffen und die Echten Affen.

Hominoidea: Überfamilie der Menschenaffen und des Menschen.

Australopithecinae: systematische Gruppe der Vormenschen, die vor etwa 4 bis 2 Millionen Jahren lebte. Man unterscheidet die Gattung der robusten Australopithecinen von der Gattung der grazilen Australopithecinen.

Homo habilis: bedeutet wörtlich übersetzt „geschickter Mensch“. Er lebte 2,4 bis 1,6 Millionen Jahre vor unserer Zeit und besaß die Fähigkeit zur Werkzeugherstellung.

Homo ergaster: Er gilt als Vorfahre des Menschen. Aufgrund von Ähnlichkeiten mit Homo erectus nehmen einige Wissenschaftler an, dass es sich nicht um eine eigene Art handelt.

Homo erectus: Dieser Frühmensch entstand vor ungefähr 1,8 Millionen Jahren und lebte wahrscheinlich bis vor 40000 Jahren. Er besiedelte Afrika, Asien und Europa. Aus Homo erectus entwickelte sich in Afrika Homo sapiens und in Europa der Neandertaler.

Homo floresiensis: Hominidenart, die auf der indonesischen Insel Flores gefunden wurde. Sie wurde nur 106 cm groß.

Homo neanderthalensis: Er lebte 200 000 bis etwa 30000 Jahre vor unserer Zeit in Europa und im Nahen Osten. Sequenzanalysen der Kern-DNA weisen darauf hin, dass er sich mit Homo sapiens vermischte.

Denisova-Mensch: Vormensch, der zeitgleich mit dem Neandertaler in Asien lebte. In dieser Region hat ein Genfluss vom Denisova-Menschen zu Homo sapiens stattgefunden.

Homo sapiens: Der heutige Mensch entstand vor ungefähr 200000 Jahren in Afrika und besiedelte von dort aus die gesamte Welt.

Out-of-Africa-Hypothese: Nach dieser Vorstellung entstand Homo sapiens ausschließlich in Afrika. Vor ungefähr 100 000 Jahren begann seine Ausbreitung über die anderen Kontinente.

multiregionale Hypothese: Sie geht davon aus, dass sich Homo sapiens an verschiedenen Orten der Erde parallel aus Homo erectus entwickelt hat. In Kontaktzonen kam es regelmäßig zum Genaustausch.

Sexualdimorphismus: unterschiedliches Erscheinungsbild der beiden Geschlechter einer Art.

Neolithische Revolution: Entwicklung erster Hochkulturen vor ungefähr 10 000 Jahren. Sie ging einher mit dem Übergang von einer nomadischen zu einer sesshaften Lebensweise.

Rassentheorie: im 17. Jahrhundert entstandene Vorstellung, dass Menschen aufgrund körperlicher Merkmale in verschiedene Rassen eingeteilt werden können. Molekulargenetische Untersuchungen widerlegen diese Theorie.

Sozialdarwinismus: Ende des 19. Jahrhunderts entwickelter Versuch, die Evolutionstheorie Darwins auf die menschliche Gesellschaft anzuwenden.

Eugenik: Gesundheitspolitik mit dem Ziel, den Anteil negativ eingeschätzter Erbanlagen in der Bevölkerung zu verringern.

 

 

 

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