Glossar Genetik
– Grundlagen der Genetik –
Mitose: Zellkernteilung. Im Anschluss an die Kernteilung erfolgt meistens die Teilung des Zellkörpers, sodass aus einer Zelle zwei Tochterzellen entstehen.
Zytokinese: Prozess der Teilung des Zellplasmas nach vorangegangener Teilung des Zellkerns während der Mitose.
Chromosomen: Sie befinden sich im Zellkern und sind Träger der Gene. Sie bestehen aus zwei genetisch identischen Ein-Chromatid-Chromosomen, die am Centromer zusammenhängen. Homologe Chromosomen besitzen die gleiche Gestalt, sind aber genetisch nicht identisch, da sie mütterlicher beziehungsweise väterlicher Herkunft sind.
Autosomen: Chromosomen, die gleichermaßen in den Zellen weiblicher und männlicher Individuen vorkommen.
Gonosomen: Geschlechtschromosomen. Chromosomen, deren Karyotyp das genetische Ge schlecht eines Individuums festlegt.
homologe Chromosomen: zwei Chromosomen der gleichen Gestalt, die genetisch nicht identisch sind, da sie mütterlicher beziehungsweise väterlicher Herkunft sind.
Zygote: befruchtete Eizelle mit diploidem Chromosomensatz.
Meiose: besondere Form der Zellkernteilung, bei der die Anzahl der Chromosomen halbiert wird, sodass haploide Geschlechtszellen gebildet wer den. Während der Meiose findet eine Rekombination der elterlichen Chromosomen statt.
Crossing-over: Stückaustausch zwischen Chromatiden homologer Chromosomen in der Prophase I der Meiose.
Polkörper: entstehen während der Eizellreifung durch asymmetrische Zellteilungen.
Transformation: Übertragung von DNA in Bakterien. Die aufgenommene DNA wird in bakterieneigene DNA eingebaut.
Plasmid: kleines, ringförmiges DNA-Molekül bei Bakterien außerhalb der ebenfalls ringförmig angeordneten DNA.
Nucleotid: Baustein der DNA, der aus dem Zucker Desoxyribose, einer der vier Basen Cytosin, Guanin, Adenin oder Thymin sowie einer Phosphatgruppe besteht.
Prinzip der komplementären Basenpaarung: Es beruht auf der Ausbildung von Wasserstoff brücken zwischen den Basen gegenüberliegen der Polynucleotidketten. Adenin und Thymin bilden zwei, Cytosin und Guanin drei Wasser stoffbrücken aus.
DNA-Struktur: Die DNA liegt als Doppelhelix zweier gegenläufiger Polynucleotidstränge vor.
RNA: In Zellen treten drei verschiedene RNA-Typen auf: Messenger-RNA, ribosomale RNA und Transfer-RNA, abgekürzt mRNA, rRNA und tRNA. Die RNA ähnelt in ihrem grundsätzlichen Auf bau der DNA, liegt jedoch meist als Einzelstrang vor. Im Unterschied zur DNA enthalten die Nucleotide der RNA Ribose als Zuckermolekül und die Base Thymin ist durch Uracil ersetzt.
Heterochromatin: stark kondensierter und des halb dunkel gefärbter Bereich eines Chromosoms, der genetisch inaktiv ist.
Euchromatin: wenig kondensierter und deshalb schwach gefärbter Bereich eines Chromosoms, der genetisch aktiv ist.
– Vom Gen zum Genprodukt –
Replikation: Verdopplung der DNA. Während der Replikation wird der DNA-Doppelstrang in zwei Einzelstränge gespalten. An jedem Einzelstrang wird nach dem Prinzip der komplementären Basenpaarung ein neuer Strang synthetisiert. Dieser Mechanismus wird als semikonservative Replikation bezeichnet. Die Synthese der neuen Nucleotide erfolgt durch die DNA-Polymerase in 5′→ 3′Richtung. Nur am Leitstrang ist eine kontinuierliche DNA-Synthese in 5′ → 3′Richtung möglich. Am anderen Strang, dem Folgestrang, kann die Synthese nur diskontinuierlich erfolgen. Es entstehen kurze DNA-Abschnitte, die Okazaki Fragmente, die anschließend miteinander verbunden werden.
Transkription: Übertragung der DNA-Sequenz eines Gens durch die RNA-Polymerase in eine einzelsträngige mRNA.
genetischer Code: Die DNA enthält die Bauanleitung für Polypeptidketten. Die Position jeder Aminosäure in der Kette wird durch ein Triplett von Basen festgelegt, das als Codon bezeichnet wird. Der genetische Code gilt nahezu universell, er ist kommafrei und nicht überlappend.
Translation: Übersetzung der genetischen Information, die in der Basenabfolge der mRNA codiert ist, in eine Abfolge von Aminosäuren.
Transkriptionsfaktor: regulatorisches Protein, das an die eukaryotische DNA bindet und so die Transkription durch die RNA-Polymerase ermöglicht.
Gene bei Eukaryoten: Im Gegensatz zu den Prokaryoten liegen Gene bei Eukaryoten gestückelt vor. Die bei der Transkription gebildete mRNA enthält nicht codierende Abschnitte, die Introns, und codierende Abschnitte, die Exons. Die Introns werden beim Spleißen aus dieser Prä-mRNA herausgeschnitten und die Exons werden zusammengefügt.
– Mutationen –
Mutation: spontane Veränderung des Erbguts.
Polyploidie: Form der Genommutation, bei der mehr als zwei Chromosomensätze in den Zellen der Lebewesen vorliegen.
Chromosomenmutation: Form der Mutation, bei der die Anordnung der Gene auf dem Chromosom verändert wird. Dies kann durch Deletion, Duplikation, Inversion und Translokation geschehen.
Genommutation: Form der Mutation, bei der die Anzahl der Chromosomen oder der Chromosomensätze verändert wird.
Genmutation: Austausch einer Base in einem Gen. Dies kann ohne Auswirkung bleiben, zum Austausch einer Aminosäure in der Polypeptid kette führen oder einen Stopp-Codon erzeugen. Weitere Genmutationen sind Deletion, der Verlust von Basenpaaren, oder Insertion, das Einfügen von Basenpaaren. Beide führen zu Leserasterverschiebungen.
Nondisjunktion: fehlende Trennung von homo logen Chromosomen in der ersten Reifeteilung der Meiose oder von Zwei-Chromatid-Chromosomen in der zweiten Reifeteilung.
Mutagen: physikalischer und chemischer Einflussfaktor, der Mutationen auslöst.
– Regulation der Genaktivität –
Operon-Modell: Modellvorstellung zur Erklärung der unterschiedlichen Genaktivität bei Prokaryoten. Ein Operon besteht aus dem Promotor, dem Operator und den Strukturgenen.
Substratinduktion: Ein Substrat bindet an einen Repressor und inaktiviert ihn. Er kann nicht mehr am Operator gebunden werden, sodass die RNA-Polymerase nun an den Promotor binden und die Strukturgene ablesen kann.
Endproduktrepression: Das Endprodukt einer Synthesekette bindet an einen Repressor und aktiviert ihn. Er besetzt nun den Operator, sodass die RNA-Polymerase nicht mehr an den Promotorbinden kann.
DNA-Methylierung: Die Methylierung von Cytosinbasen und Histonen führt zur Heterochromatinbildung und verhindert die Transkription.
Genamplifikation: Vermehrung bestimmter DNA-Bereiche, für deren Genprodukte ein erhöhter Bedarf besteht.
RNA-Editing: Veränderungen der reifen mRNA durch Einfügen von Basen.
Zellgedächtnis: Es beruht auf Methylierungen der DNA, die ein Expressionsmuster erzeugen. Die Methylierungen bleiben nach Zellteilungen erhalten und werden am neu synthetisierten DNA-Strang ergänzt.
epigenetische Vererbung: generationsübergreifende Informationsweitergabe ohne Veränderung der Nucleotidsequenz der DNA beispielsweise durch Methylierungsmuster.
– Gentechnik –
Konjugation: Bei der Konjugation wird über eine Plasmabrücke die Kopie eines Plasmids auf ein benachbartes Bakterium übertragen.
Restriktionsenzym: auch Restriktionsendonuclease. Enzym, das eine spezifische Nucleotidsequenz in der DNA erkennt und die DNA an dieser Stelle spaltet. Der Schnitt ist entweder glatt oder es entstehen kurze einsträngige Enden, die sticky ends.
Reportergen: Gen, dessen Expression im transgenen Lebewesen beispielsweise durch Fluoreszenz oder eine Farbreaktion direkt sichtbar wird.
Vektor, auch Genfähre: Mit Vektoren wie Viren oder Plasmiden kann man Fremd-DNA in Zellen einschleusen.
Bakteriophagen: Viren, die spezifisch Bakterien infizieren und daher als Vektoren genutzt werden.
lysogener Zyklus: Vermehrungszyklus eines Bakteriophagen, bei dem die Virus-DNA in die Bakterien-DNA eingebaut und bei jeder Zellteilung mit dieser verdoppelt wird. Die integrierte Virus-DNA nennt man Prophage. Da die Bakterienzelle nicht negativ beeinflusst wird, bezeichnet man den Phagen als temperent.
lytischer Zyklus: Vermehrungszyklus eines Bakteriophagen, bei dem die Virus-DNA im Bakterium abgelesen und vervielfältigt wird, sodass neue Phagen durch self assembly entstehen. Da nach der Bildung der Phagen die Bakterienzelle lysiert wird, nennt man den Phagen virulent.
Transduktion: Übertragung von DNA durch Viren.
Polymerasekettenreaktion, kurz PCR: Methode zur gezielten Vermehrung bestimmter DNA-Abschnitte mithilfe mehrerer Durchläufe des Dreischritts von Denaturierung, Hybridisierung spezieller Primer und Polymerisierung durch die Taq-Polymerase.
Gelelektrophorese: Verfahren zur Trennung von Molekülen, die unter Einfluss eines elektrischen Feldes durch ein Gel in einer Pufferlösung wandern. Je nach Ladung und Größe der Moleküle wandern sie in einer bestimmten Geschwindigkeit durch das Gel in Richtung Anode. Da das Gel als Molekularsieb wirkt, wandern kleine Moleküle schneller als große.
DNA-Sequenzierung: Methode zur Bestimmung der Basenabfolge der DNA. Die zu sequenzierenden DNA-Abschnitte werden denaturiert. Nach der Primeranlagerung werden mithilfe der DNA-Polymerase komplementäre DNA-Stränge synthetisiert, bis der Einbau eines Didesoxyribonucleosid-Triphosphats zum Kettenabbruch führt. So entstehen unterschiedlich lange Fragmente, die der Größe nach getrennt und deren endständige ddNTP durch Fluoreszenzanalyse detektiert werden.
CRSPR: Abkürzung für Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats. Dies sind DNA Sequenzen in Bakterien, die der Abwehr von Bakteriophagen dienen.
CAS: Gen, das mit der CRSPR-Sequenz assoziiert ist. Es codiert für ein Enzym, das DNA schneiden kann.
Ti-Plasmid, tumorinduzierendes Plasmid: Dieses Plasmid wird in pflanzliche Zellen übertragen und ruft deren unkontrollierte Teilung hervor.
T-DNA, Transfer-DNA: Sie ist ein Teil des Ti-Plasmids, das in das Pflanzengenom integriert wird und zur Produktion von Phytohormonen führt, sodass ein Zellwachstum ausgelöst wird.
Genkanone: Gerät, mit dem DNA, die auf Metallkügelchen übertragen wurde, in Zellen geschossen wird.
Transfektion: Übertragung von DNA in eine eukaryotische Zelle.
Erythropoietin, kurz EPO: Wachstumsfaktor, der die Bildung von Erythrozyten induziert und daher für die Steigerung der Ausdauerleistung bei Sportlern missbraucht werden kann.
Reverse Transkriptase: eine Polymerase, die zu einer RNA-Matrize ein einsträngiges DNA-Molekül bildet, die cDNA.
Gentherapie: medizinische Behandlung einer Erkrankung, die auf der Fehlfunktion von Genen beruht, durch genetische Veränderungen von Zellen. Wenn Körperzellen verändert werden, spricht man von somatischer Gentherapie. Die Veränderung von Geschlechtszellen, die Keimbahntherapie, ist verboten.
Klon: eine genetisch identische Gruppe von Lebewesen der Zellen.
– Humangenetik –
Gen-Knockout: gezieltes Ausschalten eines Gens im Organismus zur Überprüfung seiner Funktion im Stoffwechsel.
Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, FisH: Das Genprodukt mRNA wird durch Markierung mit einem Fluoreszenzfarbstoff sichtbar gemacht. So erhält man ein Genexpressionsmuster.
Immunfluoreszenzfärbung: Sichtbarmachung von Proteinen durch Färbung mit markierten Antikörpern.
In-vitro-Fertilisation: Spermienzellen und Eizelle werden außerhalb des Körpers in einer Kulturlösung miteinander vermischt, sodass es zur Befruchtung kommt.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion, kurz ICSI: Injektion einer Spermienzelle in die Eizelle mithilfe eines Mikromanipulators.
Präimplantationsdiagnostik, PID: Nach einer In-vitro-Fertilisation werden dem Embryo mehrere Zellen entnommen und untersucht. Anschließend wird der Embryo in die Gebärmutter eingesetzt.
Polkörperdiagnostik: Der Eizelle werden nach einer ICSI ein oder zwei Polkörper entnommen und deren Chromosomenanzahl untersucht.
adulte Stammzellen: Zellen, die sich ständig teilen und für die Erneuerung abgestorbener Zellen wie Haut, Schleimhaut und Blutzellen zuständig sind. Man bezeichnet sie als multipotent, weil sie nur bestimmte Gewebetypen bilden können.
embryonale Stammzellen: Sie befinden sich im Inneren der Blastozyste. Man bezeichnet sie als pluripotent, da sie sich zu jedem Zelltyp des Organismus entwickeln können.
induzierte pluripotente Stammzellen, IPS-Zellen: reprogrammierte adulte Gewebezellen, die sich ähnlich wie embryonale Stammzellen verhalten.
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